glaciergrrl

2006/01/16

Gletschermühle

Gletschermühlen sind durch an Gletscherkanten abstürzende Schmelzwässer geschaffene, meist rundliche Hohlformen, die dabei erzeugten Aushöhlungen werden Strudel- oder Riesentöpfe genannt. Die Wassermassen können durch die Hohlformen innerhalb der größeren Inlandgletschern Grönlands 100 Meter tief abstürzen und im Steinuntergrund bis zu zwei Meter tiefe Krater auswaschen. Meist fließen die Schmelzwässer dann innerhalb des Gletschers bis zum Gletschermund ab. Für die Glaziologie spielen Gletschermühlen durch die leichte Zugänglichkeit in das Innere eines Gletschers eine wichtige Rolle.
Die Produkte der vorzeitlichen Gletschermühlen finden sich in allen Gebieten der glazialen Vereisung. Am Gletschergarten von Weissbach kann man die Arbeit des Gletschers und die Entstehung der Riesentöpfe geologisch erkennen. Im Sommer taut der Gletscher oberflächlich auf, das Wasser stürzt durch Spalten in die Tiefe. Wenn die Spalten rund sind, ergibt sich eine wirbelnde Bewegung des Wassers. Es entsteht ein zylindrisches Loch im Gletscher, das bis zum Boden reichen kann und dort die Auswaschung verursacht. Verstärkt wird diese, wenn ein Stein in diesen Strudel kommt. Der wird gedreht und bohrt sich dann unter Umständen tief in den Felsgrund, so dass Töpfe von manchmal drei Meter Durchmesser entstehen. Die Bezeichnung Mühle wurde von den mahlenden, meist rotierenden Abfluss des Schmelzwassers abgeleitet.
Kleinere Töpfe können sogar in Flußbetten entstehen. Abgerundete und oftmals durchlöcherte Blöcke, die aus Cordieritgneis bestehen füllen zwischen Markersdorf und Mohsdorf das Flußbett der Chemnitz. In der Vydra der schönsten Schlucht im Böhmerwald muss der Bach auch über große Granitblöcke springen, aus denen er beharrlich Riesentöpfe schleift.